Piru macht seine ersten Erfahrungen mit der afrikanischen Bürokratie bereits Zuhause in der Schweiz. Die arbeitswütige äthiopische Botschaft in Genf bringt Piru beinahe auf die Palme. Das Visum ist noch nicht da, der Flug muss um einen Tag verschoben werden. Dann klappt es und wir können Piru auf dem Flughafen in Nairobi abholen.

Für die anstehenden Reparaturen und Tuning-Arbeiten an Rebi werden einige Tage beansprucht. Unter anderem werden die Blattfedern verstärkt, ein Simmerring ersetzt und neue Bremsbeläge aufgezogen. Die Reparaturarbeiten werden durch diverse Nachtsafaris im Dschungel von Nairobi in die Länge gezogen… Nach diesen intensiven Tagen machen wir uns auf an die kenianische Küste. In Tiwi-Beach können wir direkt auf dem Strand campieren. Lokale Händler bringen Gemüse, Früchte und frisches aus dem Meer direkt vor die Tür – welch ein Service. Mit englischen und holländischen Overlandern wird Adis 30igster Geburtstag gefeiert. Die herrliche Ambiente unter Palmen und beinahe Vollmond machen die Party perfekt. Zudem bringt der Küstenabschnitt südlich von Mombasa wieder Mal die Gelegenheit zum Kiten, Schnorcheln und Tauchen.

Das nächste Ziel heisst Lamu. Auf der kleinen Insel im Norden, fast an der Grenze zu Somalia, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Der Baustil mit den engen Gassen zeigt eindrücklich den arabischen Einfluss. Esel sind somit das einzig mögliche Transportmittel. Für die 5000 Esel welche auf der Insel beheimatet sind, steht auch ein Hospital zur Verfügung, welches durch internationale Gelder unterstützt wird.

Zurück in Nairobi bereiten wir uns auf die angeblich sehr anspruchsvolle Strecke Richtung Äthiopien vor. Am Fusse des Mount Kenya campieren wir bei frischen Temperaturen. Mit heisser Suppe und Tee halten wir uns warm. Am 1. Mai 2010 queren wir den Äquator Richtung Norden. Wir sind zurück auf der Nordhalbkugel. Fast zum selben Zeitpunkt legen wir den fünfzigtausendsten Kilometer mit Rebi zurück. 370 Kilometer vor der Grenze wechselt die Strasse von Asphalt zu Rüttelpiste. Hinter einem Steinhaufen richten wir unser Buschcamp ein. Nach dem Frühstück besuchen uns einige Samburu-Frauen, bewaffnet mit Speer. Es gibt eine kurze Konversation bei welcher keiner den anderen versteht. Nach Marsabit verschlechtert sich die Strasse nochmals. Die knappe Bodenfreiheit unseres Vehikels verursacht einige Aufschläge am Unterboden. Die Landschaft wechselt sich dauernd. Von Sand zu Steinwüste, von Steinwüste zu Buschsavanne. Wir bewundern die Leute, welche hier in ihren einfachen Behausungen leben. Sie treiben ihre Kamele und Schafe durch die Weiten um Wasser und Essbares zu finden.

Äthiopien! Nach 25’000 Kilometer Linksverkehr weist uns zwischen den beiden Grenzposten ein kleines Schild „Keep right“ auf den Systemwechsel hin. Wir werden von den guten Strassenverhältnissen überrascht und entscheiden uns, einen Abstecher ins Omo Valley zu machen. Auf bunten Märkten wird unterschiedlichstes gehandelt. Von selbst gebranntem Alkohol über Gewürze und Gemüse bis zu Stieren findet man alles. Interessant sind vor allem die Bewohner des Omo Valley. Die verschiedenen Stämme haben unterschiedliche Traditionen. Bei den Mursis tragen die Frauen einen Teller mit bis zu 15 Zentimeter Durchmesser in der Unterlippe. Er weisst auf den Heiratsstatus hinweist. Die Leute sind sich den Tourismus gewohnt und verlangen Geld für jedes Foto. Äthiopien ist ein spezielles und interessantes afrikanisches Land und unterscheidet sich stark zu anderen. Es muss hart um den Preis verhandelt werden, sei es auf dem Markt, im Restaurant, in der Bar, im Shop oder für Übernachtungen. Ihre sehr stolze Haltung und die Sprachbarriere erschweren die Preisverhandlungen zusätzlich. Nicht selten wird zugegeben, dass für Touristen andere Preise gelten. Das auch landschaftlich sehr abwechslungsreiche Land – nicht selten über 2000 Meter hoch gelegen – unterscheidet sich auch kulinarisch.

Eine zweitätige Wanderung in den Bale Mountains führt uns durch spezielle Wälder. Weite Ackerfelder und viele Kühe (auch immer wieder auf der Strasse!) lassen uns an die Schweiz erinnern. Zur Bearbeitung der Felder werden hier allerdings noch Ochsen vorgespannt, welche oft von barfüssigen Jungs angetrieben werden. Auf 3400 Meter über Meer übernachten wir in einer rauchigen Alphütte. Wir müssen uns warm anziehen.

Unterwegs nach Addis Abeba machen wir Halt am Lake Langano. Hier dürfen wir im Wochenendhaus von Jonas übernachten. Diesen äthiopischen Business-Mann haben wir zuvor kennen gelernt. Er war fasziniert von unserer langen Reise und hat uns deshalb eingeladen. Er verwöhnt uns hauptsächlich mit viel Fleisch und zeigt dabei verschiedene äthiopische Zubereitungsarten. An dieser Stelle herzlichen Dank für die Gastfreundschaft im Haus am See mit Blick in die Berge!

Nun sitzen wir in Addis Abeba, haben unser wohl letztes Visa (Ägypten) im Pass und verabschiedeten uns von unserem sechswöchigen Reisepartner. Wir hatten eine sehr coole Zeit mit dir. Kaum ziehen wir nicht mehr zu dritt durch die Stadt, versucht man uns auszurauben. Während der eine Bruno am Arm festhält und ablenkt, greift der zweite in die Hosentasche. Adi und weitere Passanten reagieren und können die Taschendiebe abwehren. Einer flieht, beim anderen sind die Einheimischen nicht sehr zimperlich.

Zum Schluss bedanken wir uns nochmals herzliche für die vielen Köstlichkeiten, welche uns Piru als Überraschung aus der Schweiz mitgebracht hat. Ein Dankeschön an die Spender für die vielen Schweizer Spezialitäten!!!

Liebe Grüsse aus Addis, Adi & Brünu